METALLes: Metallgestalter Hans-Ueli Baumgartner

„Es gibt beinahe nichts, was man aus Metall nicht herstellen kann."
Das scheinen perfekte Bedingungen für einen Beruf als Metallgestalter zu sein. Dennoch ist aller Anfang schwer, so auch bei Hans-Ueli Baumgartner, wie die neue Monografie „METALLes" erzählt.

Die zweisprachige Monografie ist ab sofort erhältlich im
HEPHAISTOS-Bücherdienst.

ISBN 978-3-931951-66-5, Bestellnummer 399, Preis 48,00 €
304 Seiten, Format 25 x 29,7 cm, Texte Deutsch/Englisch, ca. 700 Farb- und s/w-Fotos, Entwurfsskizzen, Projektdokumentationen und -beispiele, kleine Arbeiten und große Werke

Lesen Sie hier die ausführliche Buchbesprechung der HEPHAISTOS-Ausgabe 11/12 2012!

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Buchbesprechung der HEPHAISTOS-Redakteurin Julia Jordan aus der HEPHAISTOS-Ausgabe 11/12 2012:

Das Metallhandwerk scheint Hans-Ueli Baumgartner in die Wiege gelegt worden zu sein. Bereits sein Großvater war ein begabter Handwerker und sein Vater war gelernter Schlosser und Mechaniker. Noch bevor er selbst zehn Jahre alt war, durfte er seinen Vater in den Betrieb begleiten und sich in der Schmiede austoben. So war ihm auch direkt nach der Schule klar: „Ich wollte Eisen gestalten und formen." Nach seiner Ausbildung als Bauschlosser besuchte er die Schweizerische Metallbautechnikerschule in Basel. Nach einem Unfall seines Vaters musste er jedoch wieder nach Hause und in der väterlichen Werkstatt einspringen, in der er schließlich die Führung übernahm. Seine Arbeiten sind so vielfältig, dass er von Treppen und Treppengeländern über Aushängeschilder, Lampen und Cheminegeräte bis hin zu Eisenplastiken alles abgedeckt hat und trotzdem immer noch Neues hinzu kommt. Er liebt es an die Grenzen des Machbaren zu gehen und manchmal sogar darüber hinaus.

Anschaulich erzählt er über seine Arbeiten und wie er das kalte Metall mit dem Menschlichen in Einklang bringt. Bei Grabmalen beispielsweise kann immer etwas ganz Individuelles angefertigt werden, da die Lebensgeschichte des Verstorbenen viel Inspiration bringen kann.

Die Sparten Beschläge, Fenstergitter, Gartentore, Toranlagen und Geländer begeistern Baumgartner besonders, da hier völlig verrückte Ideen aufkommen und viel Technik, Berufserfahrung und handwerkliches Geschick vonnöten ist. Eine Herausforderung an Schmiede, so Baumgartner, stellen speziell die Vordächer dar, da diese so gebaut sein müssen, dass sie problemlos viele Jahre überleben.

International erfolgreich ist Hans-Ueli Baumgartner besonders mit seiner Gestaltung von Eisenplastiken. Diese Arbeit bezeichnet er selbst als „Spielen und Ringen mit dem Material". Denn schwere Plastiken so zu formen, dass sie scheinen, als würden sie schweben, ist wahrlich eine Kunst. Voller Leidenschaft beschreibt er die Entstehung seiner Skulpturen, die schließlich wie Kinder für ihn werden.

Die professionelle und gute Umsetzung beim Kunden liegt ihm besonders am Herzen. So hat Baumgartner sich einmal sehr um einen Mann bemüht und ihn zu sich eingeladen, um den Auftrag einer Glasplatte für das Grab seiner verstorbenen Ehefrau zu besprechen. Er wollte später mit ihr begraben werden, weshalb er eine Glasplatte mit Schriftzug für beide anfertigte. Der Mann hat seine Glasplatte nun zu Hause und weiß, wie das Grab später einmal aussehen wird.

Solche Schmiedearbeiten kombiniert mit Glas sind etwas ganz besonderes bei Baumgartners Arbeiten. Ein ganzes Kapitel ist seinen Arbeiten mit Metall und Glas gewidmet. Da ihn gegossenes Glas schon immer faszinierte und die Hergiswiler Glashütte nicht weit von seiner Werkstatt entfernt war, war es nur verständlich, dass sie zusammenarbeiteten. So kam Baumgartner auch die Idee, bei Grabmalen eine Glasschale statt zum Beispiel eine Kupferschale einzusetzen. Danach kam das Glas noch in vielen anderen Projekten zum Einsatz. Bilder veranschaulichen seine interessanten Werke, die er mit gegossenem Glas kombiniert hat.

Ein weiteres Kapitel informiert über seine Beschäftigung mit jungen Nachwuchskünstlern. Da es in der Schweiz ein Nachwuchsproblem gab, begann er, Praktikanten aus Deutschland zu sich zu holen. Voller Begeisterung nahm er sich ihrer an und integrierte sie vom ersten Entwurf bis zur finalen Ausführung in den Auftrag. Hans-Ueli Baumgartner war nicht nur daran gelegen, ihnen die Metallgestaltung in Perfektion beizubringen, sondern auch, ihnen eine unvergessliche Zeit in der Schweiz zu gewähren. Die Praktikanten bekamen eine eigene Wohnung, um das Essen und die Wäsche kümmerte sich seine Frau und ab und zu wurde eine gemeinsame Wanderung unternommen. Auch dieses Engagement hat internationale Wellen geschlagen. So kamen mit der Zeit Praktikanten aus Italien, Österreich, den Niederlanden, der Tschechischen Republik und Japan.

Baumgartner selbst arbeitet mit dem Leitsatz: „Wenn man Jahre später immer noch hinter seiner Arbeit stehen kann, hat man das persönliche Ziel erreicht." Ihm ist professionelles Arbeiten wichtig, sowie, dass sich seine Werke perfekt in die Umgebung einfügen und der Betrachter bei seinen Ausstellungen aufgefordert wird, sich damit auseinander zu setzen.

Im gesamten Buch spürt man die Leidenschaft, mit der Hans-Ueli Baumgartner seiner Tätigkeit als Metallgestalter nachgeht. Seine Liebe zum Detail, seine Bereitschaft auf die Wünsche der Kunden einzugehen und sein Engagement, sein Wissen an jüngere Generationen weiterzugeben sind die besten Beweise dafür. Die Monografie über Baumgartner zeigt detailreich seine Werke und stellt in den jeweiligen Abschnitten Themen wie Geländer, Vordächer, Aushängeschilder, Lampen und Grabmale vor. (jj)