Kenzler_Otto_ZDH-Prsident_
Mehr Qualität und Themenvielfalt in der Fernseh-Berichterstattung über das Handwerk - diese Forderung hat Otto Kenzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), an die Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten erhoben: "Wir erwarten, dass das Programm der Zielmarke 'gesellschaftliche Relevanz' folgt. Das führt direkt zu unserer Forderung, das Handwerk als zentralen Teil der Wirtschaft und Gesellschaft, als Arbeits- und Lebensbereich angemessen im Programm abzubilden", sagte Kenzler (Foto links; Quelle: ZDH) in einer bemerkenswerten Rede beim ersten ZDH-Medienforum am 19. Januar in Berlin.

Otto Kenzler führte aus, dass sich aus seiner Sicht "die Wirtschaftsberichterstattung oft weitgehend auf Verbraucherinteressen fokussiert". Da grenze es angesichts vieler kritischer Berichte fast an "ein Wunder", dass eine aktuelle GfK-Studie ergab, "dass 88 Prozent der Deutschen dem Handwerk vertrauen – mehr als jeder anderen Berufsgruppe".

Der ZDH-Präsident bemängelt, dass "zu oft die 'folkloristische' Variante" stattfinde unter der Überschrift "Der letzte seines Standes" wenn im Fernsehen über das mittelständisch strukturierte Handwerk berichtet werde.

Zu beklagen sei weiter, dass "wichtige und interessante Aspekte in der Darstellung vernachlässigt" würden, etwa "die Vielfalt der Berufe und beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten, die modernen Techniken des Handwerks, seine Anpassungsfähigkeit und rasante Entwicklung im digitalen Zeitalter, die Notwendigkeit lebensbegleitender Qualifizierung, die Familienfreundlichkeit - ganz zu schweigen vom breit gefächerten sozialen und gesellschaftlichen Engagement der Handwerksbetriebe und ihrer Mitarbeiter", sagte Kenzler. So gäbe es in vielen Regionen "ohne dieses Engagement – um nur wenige Beispiele zu nennen - kein Technisches Hilfswerk, keine Freiwillige Feuerwehr, keine Johanniter oder Malteser".

Otto Kenzler hält das Fernsehen aber für "bestens geeignet, das Bild vom Unternehmer in der Gesellschaft zu korrigieren". Gerade in Zeiten der Krise seien es "die Mittelständler, die Familienunternehmer, die für Stabilität sorgen, die real produzieren und nachhaltig Werte schaffen, und dem Bild des 'ehrbaren Unternehmers' entsprechen", sagte der ZDH-Präsident. Und weiter: "Wenn stattdessen oft ein verzerrtes Image des Unternehmers gezeigt wird, trägt das dazu bei, dass junge Menschen ihren beruflichen Weg eher nicht in der Selbständigkeit suchen. Wer aber bildet dann in Zukunft aus, schafft neue Jobs und ist für die Kunden in der jeweiligen Region da?", fragte Kenzler.

Er wies darauf hin, dass "die Darstellung des Handwerks und seiner über 100 Berufe in fiktionalen Formaten verglichen mit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung des Wirtschaftszweiges dramatisch unterrepräsentiert" sei. Ein qualitativ hochwertiges Programm müsse aber "die Erfüllung des Funktionsauftrages in allen Programmbereichen ernst nehmen".

"Seltsam" sei in diesem Zusammenhang, dass "gerade der Beruf des Kochs allen Sendern so sehr am Herzen liegt, dass gute Vertreter dieses Standes es zu veritablen Stars gebracht haben". Der ZDH-Präsident sprach in diesem Zusammenhang an die Medienvertreter die Anregung aus, dass "das Handwerk solche unentdeckten Stars allemal zu bieten" habe, die es zu entdecken gelte. Und er fragte weiter: "Wo, wenn nicht im Handwerk, werden die konkreten Herausforderungen der Gegenwart verhandelt?", da in den Betrieben "Jugendliche auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben begleitet, Migranten in ein Team und ins Leben integriert" werden. Hier gebe es für die Fernsehsender "Kreativität und Abenteuerlust" zu entdecken, rief Kenzler aus. Er habe "nichts gegen Landärzte und das gefährliche Leben von Großstadtkommissaren", aber im Handwerk könnten die Medienschaffenden "erleben, wie spannend Alltag sein kann!"