Ausgabe 3/4 2007

Nach eigenen Recherchen ist Reto Zürcher in der Schweiz der erste Waffenschmied seit 80 Jahren, der von seinem Handwerk wieder leben kann. „Blankwaffen zu schmieden war für mich ein reines Feierabend-Hobby“, erzählt der 30-Jährige, der mit 16 Jahren seine Lehre als Hufschmied begonnen hatte. Im Rahmen der Ausbildung leistete er auch seinen Militärdienst ab. Danach schloss er sich fahrenden Hufschmieden, Schmieden und Schlossern an, bis er für zwei Jahre eine feste Anstellung bei einem Hufschmied finden konnte. Schließlich lernte der gebürtige Winterthurer 2002 den Huf- und Wagenschmied Ernst Joss und seine Dorfschmiede in Huttwil kennen. Zürcher übernahm sie von dem 78-Jährigen, der auf der Suche war nach einem Nachfolger für die 165 Jahre alte Werkstatt, die er in vierter Generation führte. „Bereits nach drei Jahren machte ich 30 bis 50 Prozent meines Umsatzes mit dem Waffenschmieden – weit über meinen Erwartungen.“ Untermauert von Recherchen, Büchern und Skizzen schmiedet er möglichst originalgetreu die diversesten Waffen von der Eisen- bis in die Neuzeit nach, jeweils in den Techniken der entsprechenden Epoche. Inzwischen zählen Museen zu seinen Kunden, obwohl er nicht nur historische Replikate herstellt, sondern auch Waffen für den Sport, etwa für den Schwertkampf, oder Wurfäxte. Den Werdegang eines jeden Unikats dokumentiert er fotografisch und überreicht ihn dem Besteller gebrannt auf CD. „Dann ist auch gleich jede Preisdiskussion vom Tisch“, sagt der Waffenschmied.