Ausgabe 1/2 2007


Den gelernten Bau- und Kunstschlosser und studierten Chemiker Werner Kochmann treibt seit mehr als 15 Jahren die Suche nach dem um, was den indischen Wootzstahl auszeichnet. Nun ist er mit Unterstützung einer Gruppe von Forschern der TU Dresden auf Nanostrukturen im Gefüge eines Damaszener-Säbels gestoßen, die neue Fragen zur Zusammensetzung von Wootz und den Vorgängen bei dessen nach wie vor geheimnisumwitterter Umformung zur Klinge aufwirft. Die Forschungssensation wurde erstmals in der Zeitschrift „Nature“ vom 16. November 2006 veröffentlicht. Exklusiv für HEPHAISTOS fassten die Professoren Werner Kochmann und Peter Paufler ihre Forschungsergebnisse noch einmal zusammen, Co-Autoren waren die mit den einzelnen Forschungsschritten befassten Wissenschaftler Marianne Reibold, Dirk Meyer, Alexander Levin und Nora Pätzke. Ihr Bericht ist der Auftakt zu einer Serie über die Geheimnisse und Geschichten, die sich nach wie vor um den Wootzdamast ranken. 1991 hatte Professor Kochmann ein Stück indischen Wootzstahls vom deutschen Damast-Papst Manfred Sachse erhalten. Darin fand er schwache Radioaktivität und regte eine chemisch-physikalische Prüfung an. Außerdem erhielt er 1996 einige Proben eines Damaszener-Säbels aus dem Historischen Museum im schweizerischen Bern, die schon 1924 vom Materialforscher Bruno Zschokke metallografisch untersucht worden waren. Zschokke hatte damals eingestanden, die Entstehung des Damastmusters metallografisch nicht aufgeklärt zu haben. In den 1990er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden umfangreiche Analysen zum Element- und Phasenbestand sowie zu den mechanischen Eigenschaften dieser Stähle veröffentlicht. Keiner setzte indessen eine nanoskopische Methode ein, wie sie Kochmann gefordert hatte.