Ausgabe 1/2 2004

Sie stehen exemplarisch für das Selbstbewusstsein und die Emanzipation eines Handwerks. In Metall Design international 2004, dem sechsten von Peter Elgaß herausgegebenen Jahrbuch aus dem Verlag HEPHAISTOS, zeigen neun Metallgestalter aus Deutschland, England, Russland, Japan und den USA, dass Schmieden als Sprache der Gestaltung nie aktueller war. Auf 232 Seiten lassen sie ihre ausdrucksstarken Werke sprechen, sie ergreifen aber auch selber das Wort und geben bereitwillig Auskunft über ihre gestalterischen Prinzipien und ihre Arbeit im Spannungsfeld zwischen Funktionalität und Kunst. So erfährt der Leser nicht nur von speziellen Arbeitstechniken, sondern auch von vielen Versuchen und Irrtümern, von inneren Kämpfen und von der Überzeugungsarbeit beim Kunden. Die ganze Bandbreite individueller Lösungen dokumentiert das sorgfältig ausgewählte Bildmaterial des Buches, insgesamt 422 Fotos und Zeichnungen, durchgehend im zweifarbigen Duplex-Druck.

Die Brüder Yasuo und Hajime Ishikura haben sich vor 25 Jahren auf die Suche nach einer japanischen Art der Metallgestaltung gemacht. In ihrem Studio in Kotoh-Cho entstehen fast ausschließlich geschmiedete Arbeiten – Möbel, Objekte, architektonische Elemente, Skulpturen. Mit besonderem Gespür für den architektonischen Ort gelingen ihnen feinsinnige gestalterische Lösungen für die Kunst am Bau und im öffentlichen Raum. Die beiden Engländer Brian Russell und Paul Margetts stehen für den neuen Typus von Schmied in Großbritannien. Sie haben vom regen Austausch vor allem in der British Artist Blacksmith Association profitiert, dabei aber ihr je eigenes handwerkliches und gestalterisches Vokabular entwickelt. Die Überlegungen, die dahinter stehen, diskutieren sie mit ihren Kunden und begreifen auch die modernen Kommunikationsmittel als Teil des Arbeitsalltags. Ihr amerikanischer Kollege Daniel Miller, bei dem nach eigenen Beteuerungen Effizienz, Produktivität und Profit nie heimisch geworden sind, sieht sich als Teil des Schaffensprozesses wie Hammer und Amboss. Seine vollkommensten Werke, von denen einige im neuen Jahrbuch zu sehen sind, empfindet er als Geschenke, die das Unbegreifbare begreifbar machen. Vladimir Markov arbeitet mit Vorliebe mit Materialien, in denen eine bestimmte Gestalt schon angedeutet ist. So finden sich in Metall Design 2004 neben klassischen Toren und Geländern der Sankt Petersburger Schule auch Hunde und Drachen aus Alteisen. Die deutschen Metallgestalter sind zunächst durch zwei junge ausdrucksstarke Kollegen von unterschiedlicher gestalterischer Sprache vertreten: Martin Breidenbach, der sich Schmieden aus einem Stück zum obersten Prinzip gemacht hat und Arpad Safranek, der die natürliche Oberflächenbeschaffenheit gern mit Ölen und Klarlack veredelt und gestalterisch auch Aberwitziges ausprobiert. In besonderer Weise bereichert wird das Buch von Deutschlands erster Schmiedemeisterin Edda Sandstede aus Oldenburg, deren Arbeiten die Erfahrung vieler Jahre widerspiegeln: Ihre Beziehung zum Metall ist vielschichtig und erforderte Zeit und Geduld.

Metall Design international 2004, herausgegeben von Peter Elgaß, ISBN 3-931951-18-9, 232 Seiten mit 422 Zeichnungen und Schwarzweiß-Fotos im Duplex-Druck, Text in Deutsch und Englisch, Euro 42,-, bis 1. Dezember zum Subskriptionspreis von Euro 36,- , (Best.-Nr. 270), Verlag HEPHAISTOS, Gnadenberger Weg 4, 87509 Immenstadt-Werdenstein, Tel. 08379/728016, Fax 08379/728018.

Die vorangegangenen Jahrbücher Metall Design international sind zum Preis von je Euro 42,- erhältlich.
1999 (Best.-Nr. 139),
2000 (Best.-Nr. 165),
2001 (Best.-Nr. 190),
2002 (Best.-Nr. 226),
2003 (Best.-Nr. 240)

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