Ausgabe 7/8 2003

Der Krieg gegen den Irak, der wochenlang die Schlagzeilen beherrschte, ist offiziell beendet, damit sind auch die Pace-Fahnen aus den Straßen verschwunden - dass aber Protest gegen Krieg und Gewalt keine kurzfristige Sache ist, haben viele Menschen begriffen. Wochenlang haben sich auch Schmiede und Metallgestalter in Briefen an HEPHAISTOS und in unserem Internetforum Gedanken darüber gemacht, wie man langfristig an einer friedlichen Zukunft schmieden könnte, Kollegen aus ganz Deutschland, aus Österreich und der Schweiz waren darunter und auch jene aus den USA, die sich angesichts des Angriffs ihrer Streitkräfte auf den Irak ganz besonders verpflichtet fühlen.
Alfred Bullermann aus Markhausen hat dann einen Plan wiederbelebt, der schon vor drei Jahren während des Schmiedeweltkongresses Ferro insight 2000 in Cloppenburg gesponnen wurde: einen Panzer zu zerlegen und die Teile an Kollegen in alle Welt zu verschicken, um daraus Blumen zu schmieden. Zwar war der Panzer so schnell nicht zu beschaffen, die Aktion hätte den Krieg auch nicht verhindert, aber es komme, hatte Bullermann noch eine Woche nach Kriegsbeginn geschrieben, auf die langfristige Wirkung an, „auf das Bild, das wir Schmiede mit dieser Aktion in die Köpfe der Bevölkerung transportieren“. Weniger bildlich als sehr konkret ist das Transportproblem, das den Start der Aktion zunächst noch etwas verzögert. Fest steht allerdings schon das Gelände, ein idyllisches Wiesenstück an der Schmiedehalle von Markus Balbach in Laubus, wohin der ausrangierte T 34 aus dem Schwäbischen Bauern- und Technikmuseum im schwäbischen Eschbach zwecks Demontage verfrachtet werden soll. Zur ideellen wie finanziellen Unterstützung des Projektes bemüht Alfred Bullermann inzwischen seine Kontakte als „Weltreisender in Sachen Schmiede“. Er hat einen Brief an die UNICEF geschrieben, mit der Bitte an Peter Ustinov und Verona Feldbusch als Botschafter des Weltkinderhilfswerk, der Idee die entsprechende Öffentlichkeit zu verschaffen, und er versucht über seine Bundestagsabgeordnete vor Ort, den Verteidigungsminister in Berlin als Schirmherr zu gewinnen.
Etwas kleiner angefangen haben beim Ostermarsch auf dem Münchner Marienplatz ein paar Kollegen um den Allgäuer Kunstschmied Martin Fritz. Dabei sind sie aber ein gutes Stück weit gekommen. Sie haben Gewehrläufe zu Margeriten geschmiedet und Artelleriegeschossrohre zu Blumenvasen, und die Menschen haben sich um ihren Pavillon gedrängelt. Die Überzeugungskraft ihrer Aktion hat sich auch finanziell niederschlagen. Für 300 Euro haben sie Blumen verkauft, Geld, das die Kollegen andernorts für den Ankauf des Panzers „zu humanitären Zwecken“ gut gebrauchen können. Freilich ist auch Martin Fritz um Ideen nicht verlegen: In München hat er vor den Augen des Publikums einen Stahlhelm im Feuer bearbeitet, und herausgekommen ist eine Art von Orchidee, um die sich auch zu Hause in seiner Werkstatt die Interessenten scharen. Inzwischen hat er Stahlhelme in größeren Stückzahlen in Aussicht.

Seiten 12 und 13