Ausgabe 1/2 2003

Wer sich ein Bild machen will vom harten Leben eines Schmiedes in Mittelasien, der muss zu Ismail Schomuratow fahren, in die Berge östlich der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Frank Hartmann, der als Gutachter für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ein Projekt am ausgetrockneten Aralsee betreut, hat ihn für HEPHAISTOS besucht.
Der Schmied erzählte ihm von der Zeit in den sechziger Jahren, als er noch als diplomierter Sportlehrer an einer Schule unterrichten durfte, dann aber keine Stelle mehr für ihn frei war, und wie er sich und seine Familie fortan mit Saisonarbeiten über Wasser halten musste. Mitte der siebziger Jahre konnte er dann bei einem Schmied als Gehilfe anfangen, der für den Wismut-Bergbau in der Region tätig war. Er hat sehr schnell Gefallen an dieser neuen Arbeit gefunden. So ziemlich alle Arbeiten, die man sich in einer Schmiedewerkstatt vorstellen, hat er verrichtet, da in der ehemaligen Sowjetunion vieles von Hand gefertigt werden musste. Seit seiner Entlassung ist das Leben für ihn sehr beschwerlich geworden. Mit kleinen Schmiedearbeiten, meist für Bewohner des Dorfes, hält er seine Familie über Wasser.
Bisher hat er noch jeden Stahl für die vielen Dinge des täglichen Bedarfs im Schrott gefunden. Seinem Besuch zeigte er ein Stück aus einem Motorblock, aus dem er dekorative Messer von beeindruckender Schärfe herstellt. Für die Zukunft wünscht er sich, irgendwann einmal künstlerisch arbeiten zu können und auch die Möglichkeit, mit Berufskollegen in Deutschland Erfahrungen auszutauschen. Wer mit Ismail Schomuratov Kontakt aufnehmen will, der kann ihm über seine Verwandten in Taschkent eine e-mail ( Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann. ) schicken. Sie sollte allerdings in Russisch geschrieben sein.

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