Ausgabe 11/12 2002

Kolbermoor mausert sich zusehends zu einer der ersten Adressen in der internationalen Metallgestalterszene. Beim 4. Bayerischen Kunstschmiede- und Metallgestaltertreffen vom 2. bis 4. August war es nicht nur die bewährte Mischung aus Lokalkolorit und internationalem Flair, die Kollegen und Besucher aus aller Welt wieder in die bayerische Provinz zog. Um das Selbstverständnis der Zunft und ihre Zukunftsperspektiven wurde diesmal diskutiert wie schon lange nicht mehr, auf dem Podium und rund um die Feuer. Dabei ist man, was die europäische Dimension anbelangt, ein gutes Stück vorangekommen. Die Pläne für das Europäische Zentrum für zeitgemäße Metallgestaltung, das zeigte sich auch bei der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion, nehmen konkrete Formen an, und man setzt auf die Fördermöglichkeiten der europäischen Union. Darauf hofft auch der Internationale Fachverband gestaltender Schmiede (IFGS), der in Kolbermoor einmal mehr über das Thema Ausbildung debattierte und nun eine Basisstudie erarbeiten will über die Situation in den einzelnen Ländern, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Draußen auf dem Schmiedeplatz und auch bei der Ausstellung in der imposanten Säulenhalle der alten Spinnerei war indes zu sehen, was der internationale Nachwuchs derzeit zu leisten imstande ist. Auch für die Prominenz der Zunft ist Kolbermoor dazu da, zu sehen, was möglich ist. Möglich ist es, in drei Tagen einen 1,80 Meter hohen Adler zu schmieden wie die internationale Gruppe um den Belgier Gert Bruyninx. Um zu zeigen, was die Palette der modernen Metallgestaltung noch zu bieten hat, gerade in bezug auf Werkspräsentation, Selbstdarstellung und Marketing, hatte Udo Vogel in der Spinnerei eine Auswahl seiner Edelstahlarbeiten arrangiert. Es liegt aber auch an so engagierten Kollegen wie Fred Schmalz, dessen Damaszenerkurse traditionell überlaufen sind, wenn Kolbermoor für Metallgestalter jedweden Alters stets eine Bereicherung ist. Eine Offenbarung für jeden, der sich für die geschichtlichen Wurzeln des Schmiedehandwerks interessiert, war ein Fernsehfilm in der Videobar über Alfred Bullermann und seine Rennfeuerversuche mit Raseneisenerz. Der Film lieferte einen Vorgeschmack auf das internationale Rennfeuersymposium, das fürs kommende Jahr in Kolbermoor geplant ist.

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