Ausgabe 9/10 2002

Der Diplom-Ingenieur Klaus Martin Hartmann ist Lehrbeauftragter für den Fachbereich Architektur an der Fachhochschule Kaiserslautern. Bereits in HEPHAISTOS 5/6 2002 (Seite 14) hat er deutliche Kritik an der fehlenden manuellen Kompetenz von Architekten geübt: die Folge seien Defizite im dreidimensionalen Vorstellungsvermögen und in der gestalterischen Fähigkeit. Als Beispiel, wie die Ausbildung von Architekturstudenten verbessert werden könnte, berichtet er über ein Seminar an der Abteilung Innenarchitektur, in dem mit Stahl gearbeitet wurde.
Technologisches Verständnis, praktische Übungen und gestalterische Möglichkeiten wurden den Studenten als Gesamtheit vermittelt. Nach intensiver theoretischer Vorbereitung durch eine Vorlesungsreihe mit handwerklichen, entwerferischen und künstlerischen Themen ging es an den dreistufigen praktischen Teil: Schmieden eines Reliefs mit Setzhämmern in eine 5 Millimeter Stahlplatte, Herstellen einer Schale in unkonventioneller Form, und schließlich die Gestaltung eines flexiblen Ordnungssystems aus Stahl und Holz für den Schreibtisch. Von den 14 Seminarteilnehmern waren 13 weiblich; sie konnten einmal mehr das Vorurteil widerlegen, harte körperliche Arbeit sei ausschließlich Männersache. Es entstanden Arbeiten mit ganz unterschiedlichen gestalterischen Lösungsansätzen: Durch Neugier und durch die Freude am spielerischen Experimentieren wird Materialgefühl entwickelt und kreatives Neuland betreten.

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