Ausgabe 7/8 2002

Abseits der alten Zentren der Eisengewinnung und Eisenverarbeitung finden sich vereinzelt kleine „Eisenstraßen“. Die Aufgabe, sie aufzuspüren, hat sich HEPHAISTOS-Spurensucher Josef Moos für die nächste Zeit gestellt. In seinem Beitrag für diese Ausgabe blickt er nach Kropa in Slowenien:
Die Gegend um dieses Städtchen am Südhang der Karawanken hat alle Grundvoraussetzungen für die Entwicklung einer Eisenkultur: Eisenerzfunde in Gestalt des an die Oberfläche tretenden Bohnenerzes, reiche Wälder zur Holzkohlegewinnung und einen Fluss zum Betrieb der Hämmer. Die Menschen des Mittelalters bauten hier einfache Rennöfen, später mit Blasebalg betriebene Windöfen, und begannen Nägel zu schmieden, die im Süden an der Adria für den Schiffbau und auf dem Balkan für den Hausbau gebraucht wurden. Das Halbzeug der Nagelschmiede war ein „Wolf“, ein Stück Schmiedeeisen von gut 200 Kilo Gewicht, wie es jeden Tag in einem guten „Stuckofen“ gewonnen wurde. Das Schmiedemuseum in Kropa zeigt ein Modell dieses Ofens. Beim Bau der Autostraße entdeckte man in Kopra im Jahr 1953 einen sogenannten slowenischen Ofen, er ist eines der ältesten Denkmäler der Eisenverhüttung in Europa
Der ganze Ort ist mittlerweile als Kulturdenkmal unter besonderen Schutz gestellt. Nahe dem Museum steht eine noch komplett eingerichtete Nagelschmiede. Die gesamte Eisenproduktion wurde in solchen Werkstätten zu Nägeln verschmiedet. Als der Nagelhandel mit Beginn der maschinellen Fertigung in Zentren wie Linz und Budapest Mitte des 19. Jahrhunderts nichts mehr abwarf, verlor auch der Naglerberuf mehr und mehr an Bedeutung. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts konnten sich als letzte Erzeugnisse dieser Art nur noch die handgeschmiedeten Bergschuhnägel behaupten.

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