Ausgabe 9/10 2001


Zwei über den Werkstoff Blech eng verwandte Handwerke haben in Karlstadt am Main ein eigenes Museum bekommen: HEPHAISTOS-Mitarbeiter Josef Moos hat es besucht - und sieht die Metallgestalter in der Pflicht.
Der von dem Architekten Alfred Wiener entworfene futuristische Bau signalisiert bereits durch seine Gestaltung - geometrische Grundkörper mit Bekleidungen, die in zeitgemäßer Abwicklungs- und Fügetechnik ausgeführt sind - die Funktion des Museums als lebendige Schaustätte des Handwerks. Kupferschmiede waren früher wichtige Handwerker; sie trieben aus Kupfer verschiedenste Haushaltsgegenstände. Das Arbeitsgebiet der Klempner lag außerhalb des Hauses; sie hatten das Dach vor Witterungseinflüssen zu schützen.
Die museale Aufbereitung der Handwerkstradtition erfolgt durch die Darstellung der historischen Entwicklung: original erhaltene Klempner- und Kupferschmiede-Werkstätten, alte Maschinen, Zeichnungen, Modelle und vieles andere mehr. An den ausgestellten Skulpturen, Gebrauchsgegenständen und Arbeiten am Bau lässt sich der rasante Fortschritt der letzten Jahrzehnte ablesen. Das zeitgemäß und großzügig in Stahl, Glas und Edelstahl gestaltete Innere des Museums soll nicht nur dem Bewahren von Schätzen der Handwerkskunst dienen, sondern sich auch dem Besucher öffen und ihn dazu anregen, die sonst tote Materie zum Leben zu erwecken. In seinem Kommentar fordert Josef Moos dazu auf, über eine ähnliche Ausstellung von zeitgemäßer Metallgestaltung nachzudenken: eine permanente, von Schmiedetreffen unabhängige Präsentation, die nicht nur das Vergangene zeigt, sondern in den Exponaten, in Architektur und Konzept zukunftsorientiert ist. Dazu braucht es außer Kapital aber Visionen - und den starken Willen, eine Idee umzusetzen.