Ausgabe 9/10 2001

Die Aufarbeitung der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte sorgt wieder einmal für kontroverse Diskussionen in der Öffentlichkeit und in den Medien. Der in Stolberg ansässige Kunstschmied und neue Präsident des Internationalen Fachverbandes Gestaltender Schmiede (IFGS) hatte von der Stadt den Auftrag zur Schaffung eines Mahnmals bekommen: An historischer Stätte, wo einst ein Lager für Zwangsarbeiter aus Osteuropa stand, soll es an die Opfer des Faschismus erinnern.
Aus Bronzestangen, ausgeschmiedet zu Rundmaterial, entstand ein überdimensionaler Stacheldraht; daraus formte Matthias Peters zwei stark verfremdete, ineinander verschlungene Hakenkreuze (siehe auch HEPHAISTOS 5/8 2001).
Paul Spiegel, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, übte heftige Kritik an der Verwendung des Nazi-Symbols für das Mahnmal: man könne nicht mit dem Symbol der Täter an die Opfer erinnern und man hätte besser daran getan, vorher jüdische Organisationen zu Rate zu ziehen. In der anhaltenden, leidenschaftlichen Diskussion von Befürwortern und Gegnern reichen die Argumentationen von der Verteidigung künstlerischer Freiheit bis zum Hinweis auf das gesetzliche Verbot der Verwendung von nationalsozialistischer Symbolik. Der Initiator des Mahnmals, Matthias J. Breuer, und der Bürgermeister von Stolberg, Hans-Josef Siebertz, haben den Dialog mit Paul Spiegel gesucht, konnten jedoch die grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten nicht beseitigen. Das Mahnmal soll, wie es hieß, weiterentwickelt werden. Mit einer Änderung der Inschrift auf dem Sockel ist Matthias Peters einverstanden; sein Werk selbst will er jedoch nicht ändern: AIch stehe weiter zu meinem Entwurf und will an all das Schlimme erinnern, das unter dem Zeichen des Hakenkreuzes geschehen ist.