Ausgabe 9/10 2001

Als es im 19. Jahrhundert aufgrund der technologischen Entwicklungen des Verhüttungs- und Schmelzwesens möglich wurde, Eisen in großen Mengen herzustellen, erreichte die Bedeutung und Wertschätzung des Gusseisens neben dem Stahl einen Höhepunkt. Die Erfindung des Kupolofens Ende des 18. Jahrhunderts durch den Engländer John Wilkenson ermöglichte den Guss in Tiegeln, unabhängig von Hochöfen. Nicht nur Werkzeuge und Maschinen, Verkehrs- und Produktionsanlagen, neuartige Bauwerke sowie Alltagsgegenstände wurden aus Gusseisen hergestellt; mit der Technik des Feineisengusses konnten auch filigrane Gegenstände wie z. B. Schmuckstücke in Serie produziert und dem Eisenguss neue ästhetische Qualitäten sowie ein breitgefächertes Spektrum künstlerischer Aufgabengebiete erschlossen werden. Mit dem Ausklang des Jugendstils beschränkte sich die Anwendung des Eisenkunstgusses nur noch auf ganz wenige Bereiche - emailliertes Blech, Aluminium oder Kunststoffe liefen dem Eisen sehr bald den Rang ab und in der bürgerlichen Wohnkultur war für reine Dekorationsobjekte kein Platz mehr. Religiöse oder patriotische Motive sowie Schmuck und andere dekorative Elemente waren wichtige Anwendungsgebiete des Eisenkunstgusses. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in nahezu allen Gießereien, die sich mit Kunstguss befassten, eiserne Kreuze in allen Größen angeboten. Eisen wurde gern für Statuetten, Plaketten, Wandreliefs und ähnliches verwendet, die symbolhaft für die Schaffung der nationalen Einigung bzw. den Patriotismus stehen. Schmuck bot sich für formale Experimente an, um Reliefbilder zu gießen und aus Eisendraht feine Ornamente zu gestalten.