Ausgabe 3/4 2001

Die Firmen Armco, Fertec, van Elden und The Real Wrought Iron Company hatten 30 Zentimeter lange Vierkant-Stäbe Schmiedeeisen für HEPHAISTOS-Leser zum Testen zur Verfügung gestellt (siehe Ausgabe 1/2 2000, Seite 52): Die vier Schmiedeeisen wurden nach den Kriterien Schmiedbarkeit, Feuerschweißen, Verdrehbarkeit, Vergleich mit Baustahl und Eignung im Hinblick auf persönliche Aufträge und Arbeiten beurteilt. Insgesamt 22 Metallgestalter sandten ausgefüllte Fragebögen, Fotodokumentationen, Werkstattberichte und aus den getesteten Eisen gefertigte Objekte an die HEPHAISTOS-Redaktion.
Die vier geprüften Eisensorten zeichnen sich nach fast einhelliger Meinung aller Eisen-Tester gegenüber Baustahl durch leichtere Verarbeitung aus. Besonders den beiden französischen Reineisen, die sich in ihren Verarbeitungseigenschaften und in ihrem Rostverhalten (Schutzpatina an der Oberfläche) ähneln, wurde hervorragende Schmiedbarkeit bescheinigt: sie wurden als weich, gut plastisch verformbar und fließfreudig bezeichnet. Beide haben im Vergleich zu Baustahl einen sehr geringen Anteil des Härtungselements Kohlenstoff (siehe Analysetabelle); sie lassen sich fein ausschmieden, gut kontrollieren und halten die Wärme wesentlich länger - man spart Zeit und Kohle.
Ähnlich positiv wurden auch die Eigenschaften des holländischen Buttereisens von Bart van Elden beurteilt; es konnte beim Schmieden, Feuerschweißen und Tordieren allgemein überzeugen und fiel besonders durch seine harmonischen Eigenschaften auf: ein ausgewogenes Allroundmaterial mit guter Konsistenz, das nicht zuletzt auf Grund seines günstigen Preises für viele eine interessante Alternative zum Baustahl sein dürfte.
Als Folge seiner werkstoffimmanenten Eigenheiten war das englische Puddeleisen der Real Wrought Iron Company erwartungsgemäß das umstrittenste Material. Es wird in einem 100 Jahre alten Schaustahlwerk produziert - ein für Restaurierungen prädestiniertes, "authentisches" historisches Material, an dessen gewöhnugsbedürftigen Eigenschaften sich die Geister schieden. Aus der uneinheitlichen Beschaffenheit des "faserigen" Puddeleisens resultierten Qualitätsschwankungen bei den relativ knapp bemessenen Test-Stücken, was zu entsprechend unterschiedlichen Beurteilungen führen musste. Wer jedoch bereit ist, sich den enormen handwerklichen Herausforderungen dieses nicht alltäglichen Materials zu stellen, wird an dem englischen Puddeleisen mit Sicherheit Gefallen finden. Während die Urteile in bezug auf die Schmiedbarkeit sehr konträr ausfielen, war man sich über die gute Feuerschweißbarkeit des Puddeleisens einig - es erhielt für dieses Kriterium durchweg gute Noten. Die Erfahrungsberichte werden durch wissenschaftliche Daten ergänzt: Die in einem Stahlwerk erstellte Analyse der vier Eisen stellten uns Jos Spanier und die Luxemburger Hephaistos-Brudderschaft dankenswerterweise zur Verfügung.