Ausgabe 3/4 2001


HEPHAISTOS-Mitarbeiter Josef Moos berichtet über "altes" und "neues" Metall aus Südtirol, dem Brückenkopf zwischen Nord und Süd seit Tausenden von Jahren. Südtirol, das Land an Etsch und Eisack, ist seit 6000 Jahren ein Durchzugsgebiet für Menschen und Kulturen. An den alten Pfaden über die Alpen haben sich kraftvolle Arbeiten aus Metall erhalten; in kleinen Tälern gibt es bis heute eine lebendige Art, das Eisen zu gestalten. Durchreisende benötigten die Dienste von Huf- und Wagenschmieden, orientierten sich bei der Suche nach einem Nachtlager an den zahlreichen schmiedeeisernen Wirtshausschildern. Die Messerherstellung hatte in Südtirol ein so hohes Ansehen, dass noch im Mittelalter jeder Mann, ob Herr oder Knecht, das Privileg besaß, ein Messer tragen zu dürfen.
In römischer Zeit wurde in vielen kleinen Werkstätten der "Gladius", die Wunderwaffe der Legionäre geschmiedet. Die geschichtlichen Wirren förderten das Metall gestaltende Gewerbe: Zur Bewehrung an Häusern und Burgen wurden Gitter notwendig, Höfe wurden mit mächtigen eisenbeschlagenen Portalen verschlossen.
Auf den Friedhöfen entwickelte sich eine einzigartige Grabzeichenkunst in Eisen, mit den schönsten geschmiedeten Grabzeichen im gesamten Alpenraum - herausragend sind Brixen, Neustift, Bruneck und Innichen im Pustertal. Die zunehmende Säkularisierung fördert neben dem vorherrschenden christlichen Kreuz die Aufstellung von Stelen, Erinnerungszeichen und geschmiedeten Epitaphien.
Von besonderem Reiz sind auch die Gitter mit ihrem mediterran anmutenden Gestaltungsprogramm: Ein schlichter rechteckiger Korb aus senkrecht und waagrecht gestellten gotischen Vierkantstäben, in der Fläche höchstens durch einige Ringe betont, trägt an seinem oberen Rand reichen Schmuck aus Blumen, Blattwerk oder nordischen Lindenblättern. Nach den Römern haben die Langobarden der Völkerwanderungszeit die Schmiedekultur in Südtirol am nachhaltigsten geprägt - eine Fülle von hervorragenden Arbeiten ist in Innsbrucker Museen zu sehen. Auch heute noch ist eine lebendige Szene am Werk. Von Seiten der Landesregierung wird viel für den Nachwuchs getan: An den hervorragend ausgestatten Berufsschulen wird versucht, durch kompetente Referenten, wie z. B. Prof. Alfred Habermann, die gute Ausbildung der Kunschmiede und Kunstschlosser noch zu verbessern.