Ausgabe 9/10 1999

Einen Monat lang durfte der Berliner Schmied Werner Mohrmann-Dressel seine Kenntnisse bei Uri Hofi im Kibbutz Ein-Shemer in Israel verfeinern. Wie viele andere Praktikanten und Wandergesellen vor ihm, kam auch er mit einem "Sack voll" Erfahrungen zurück. "I work against the tradition" sagt der israelische Meisterschmied, der - je nach Bedarf - in atemberaubendem Tempo oder zum Nachvollziehen Schritt für Schritt schmieden kann. "Tradition ist gut und sollte auch respektiert werden, doch warum sollten wir heute noch wie vor einhundert Jahren arbeiten, wenn wir wissen, wie es besser, schneller und für uns weniger belastend ist?" Sein Leitmotiv "You must never stop learning! You must always ask, is this the best way, can we do it better?" verwirklicht er nicht nur selbst durch kontinuierliche Innovationen in seiner Werkstatt, sondern gibt es auch an den Lernenden weiter, indem er ihm viel Aufmerksamkeit schenkt und geduldig auf Fragen eingeht. In den hellen Werkstatträumen führte Werner Mohrmann-Dressel Übungen mit dem dem von Uri Hofi selbst entworfenen und nach physikalischen Richtlinien geformten Schmiedehammer aus. Auch einen speziellen "Hofi-Anvil" mit mehreren Löchern und Durchsteckmöglichkeiten bis zum Werkstattboden hat sich Uri in den USA nach seinen Vorstellungen bauen lassen. Auffallende Arbeitsmethoden von Uri Hofi und seinen Kollegen sind ihr "zeichnerischer" Umgang mit dem Lufthammer, mit dem sie das Eisen quasi modellieren, und die besondere Art und Weise, in der Lochungen hergestellt werden: Sie werden mit speziellen Handmeißeln und Dornen geschmiedet, wobei es für jeden Lochungsdurchmesser ein eigenes Set gibt. Uri Hofi hat erst im Alter von 50 Jahren als Autodidakt mit dem Schmieden begonnen. Zuvor hatte er in der Landwirtschaft gearbeitet und im Kibbutz mehrere Fabriken aufgebaut und geleitet. Zusammen mit dem Aufbau seiner Werkstatt im Jahr 1988 begann er seine ausgedehnte Tätigkeit als internationaler Lehrer (z. B. zweimal pro Jahr an der Schule von Tom Clark in Potossi, Missouri/ USA) und Demonstrator. 1992 wurde die Hofi- Blacksmith-School eröffnet. Seine Schmiede wird Uri Hofi allmählich an seine Nachfolger Shlomov Erel und Amnon Erlichman übergeben, um seine Lehrtätigkeit dann noch weiter ausbauen zu können.