Ausgabe 11/12 1999

Jan-Henrik Berger, der zur Zeit die Meisterschule besucht, begab sich im Sommer als Wandergeselle nach Irland. Er konnte dabei nicht nur vieles über das dortige Schmiedehandwerk erfahren, sondern auch die sprichwörtliche irische Gastfreundschaft erleben.
Es kommt Bewegung in die Schmiede-Szene auf der grünen Insel. In einem Land ohne eigentliche Kunstschmiedetradition sind die Probleme der Metallgestalter noch schwerwiegender als anderswo und können nur gemeinsam gelöst werden. Bei Richard Linstead, dem Sekretär der Irish Artist Blacksmith's Association, erfuhr Jan-Henrik Berger näheres über die Ziele der im Oktober 1998 gegründeten Schmiedevereinigung: Förderung der Ausbildung junger Schmiede zur Weiterführung des Handwerks, Selbstdarstellung der Schmiede als fähige Handwerker, die gute Arbeit leisten, Kontaktaufnahme mit Schmieden vom Festland, um Techniken, Erfahrungen usw. auszutauschen.
Über die beruflichen Probleme seiner irischen Kollegen konnte sich Jan-Henrik Berger auch bei Jim Evans in Shannon und dem Messermacher Brian Donnelly in Kilkenny informieren, der in einer winzigen Werkstatt arbeitet und nach größeren Räumlichkeiten sucht.
Nach einem Besuch bei Jacques Horvath in Enniskeane ging es die wunderschöne Westküste Irlands entlang nach Belmullet, Co. Mayo, wo sich eine überraschend große, hervorragend eingerichtete Schmiedeschule befindet. Dort war Jan-Henrik Berger zu Gast bei Paul Devlin, Trainer an der Schule und Elmer Roush, der dort seine letzten Tage als Chief Instructor verbrachte - Gelegenheit zu intensivem Meinungsaustausch. Diese Ausbildungsstätte geht auf eine Idee des deutschen Schmieds Gerald Müller zurück, der seit 25 Jahren in Mayo lebt und den der Wandergeselle im Anschluß besuchte. Unter den elf Schülern, die sich der zweijährigen Ausbildung unterziehen, ist auch Brian Halpin aus Arizona/USA, der die Redaktion des vierteljährlich erscheinenden IABA-Magazins "An Ceárta" (die Werkstatt) übernommen hat.
Der Wunsch, Kontakte zu knüpfen, um zu lernen, war überall spürbar; ebenso eine gewisse Angst, von anderen Schmieden und Vereinigungen nicht ernst genommen zu werden. Jan-Henrik Berger äußert jedoch die Hoffnung, daß die irischen Kollegen in die große Schmiede-Familie aufgenommen werden und von Leuten mit Erfahrung vom Kontinent Hilfe bekommen können, um gemeinsam die gleichen Ziele zu verwirklichen.